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Das bringt doch nix!
Alle reiten immer darauf herum, man solle seine Stärken heraus finden.
Das ist aber in den meisten Fällen total sinnlos.

Deine Stärken zu kennen, hilft dir lediglich, um bei Vorstellungsgesprächen eine akzeptable Antwort abzufeuern. Es hilft dir nicht herauszufinden mit welcher Arbeit du gerne deine Zeit verbringen würdest.

Ich gebe dir ein Beispiel:

Also ich zum Beispiel, bin sehr gut darin komplexe Excel Tabellen aufzusetzen, um Berechnungen zu machen.
Und ich hasse es.

Außerdem bin ich sehr gut darin in Powerpoint Sachverhalte anschaulich darzustellen.
Und ich finde es total affig. Denn, sind wir ehrlich, die meisten Sachverhalte könnte man noch besser in drei Sätzen mündlich erklären.

Ich kann schnell enge Kundenbeziehungen aufbauen und kann Chancen und Risiken treffend antizipieren.
Das möchte ich aber nicht 40 Stunden die Woche machen.

Deine Stärken helfen dir also nicht dabei herauszufinden, was du gerne machen möchtest.
Sie führen im Zweifel sogar in einen Job, den du zwar bravourös meistern kannst, der dich aber total unglücklich macht.

Wie findest du heraus was und wie du arbeiten willst?

Was du kannst ist dafür völlig zweitrangig. Denn so lange du ein paar Grundvoraussetzungen hast, kannst du alles lernen. Grundvoraussetzungen sind: du kannst lesen, schreiben, das 1 x 1 und leidest nicht an Alzheimer.

Statt deine Stärken zu kennen, hilft es dir mehr deine Interessen zu kennen.
Wie du die Frage nach deinen Stärken im Jobinterview trotzdem beantworten kannst, klären wir danach.

Was du gerne machst und machen würdest, zeigt dir viel besser eine mögliche Richtung für deinen Job auf.
Deine Superkraft ist das, was dich interessiert nicht das, was du schon kannst.

Ja, ich weiß: Ad hoc fällt dir nur ein, dass du gerne Freunde zum Grillen triffst und Netflix schaust.
Super, du ahnst nicht was sich dahinter alles verbirgt.

Lass uns deine Interessen jetzt freilegen.
Oder mache eine Trinkspiel für euren nächsten Grillabend daraus.

Tipp 1:  Wann war “the time of your life”?

War es nach dem Abi als du den Führerschein hattest und endlich machen konntest was du willst?
Oder war es das Auslandsjahr in New York?

Gib dieses Jahr bei Spotify oder Youtube ein und höre dir die Songs aus dieser Zeit wieder an.
Tauche ein in die Zeit, die so mega cool war, dass du dich gerne daran erinnerst. Vielleicht ist dir einiges davon peinlich, aber das macht nichts. Schieb die Benimmregeln und Konventionen zur Seite und lass´ peinlich sein.
Ich habe früher beispielsweise das Album Stripped von Christina Aguilera geliebt. Mich hat daran begeistert, dass sie rebellisch war (man erinnere sich an den Song „Dirrty“) und, dass sie eine unermüdliche Kraft zu haben schien. Dass mich das begeisterte, hatte ich wohl mit der Zeit ganz vergessen, als ich stets feinsäuberlich in meinem Hosenanzug im Meeting saß. Weg war die Frauenpower, glattgebügelt von „das ist halt so.“ Zum Glück, habe ich mich rechtzeitig erinnert, dass das auch mal anders war.

Tipp 2: Was träumst du in Tagträumen?

Wenn du in der Bahn sitzt? Beim joggen oder unter der Dusche? Was läuft dann in deinem Kopfkino?
Stellst du dir vor wie du bei einem Rock Konzert richtig abgehst oder wie du auf der Fashion Week läufst?

Die Tagträume, die immer wieder kommen, solltest du genauer unter die Lupe nehmen.
Natürlich sind die meistens unrealistisch, aber sie kommen ja aus deinem Kopf und das hat einen Grund. Dahinter schlummert vielleicht eine Sehnsucht, die du nicht raus lässt.

Was ist der Kern deines Traums?
Vermutlich ist Rockstar sein nicht das richtige für dich – aber vielleicht wünschst du dir insgeheim mehr Mut oder mehr Raum zu tun was du willst.

Tipp 3: Welche Superkraft hättest du gerne?

Fliegen? Unsichtbar sein? Kugelsicher?
Entscheidend ist nicht welche Superkraft du gerne hättest, sondern warum.
Was ermöglicht dir die Superkraft und warum kannst du sie nicht auch im realen Leben ausleben?
Steckt hinter deiner Superkraft eine Angst, die du gerne ablegen möchtest oder eine Sehnsucht, die du gerne ausleben möchtest?

Tipp 4: Worüber fachsimpelst du mit deiner Freundin?

Oh ja, in den stundenlangen Plaudereien mit deiner Freundin steckt sehr viel Gold.

Und zwar in zwei Dingen:
1) das Thema: Über was unterhaltet ihr euch immer wieder und diskutiert es rauf und runter? Männer? Diät? Job? Die Cocktailbar auf Bali?
2) dein Engagement: Entscheidend dabei ist, bei welchem Thema du mit voller Inbrunst dabei bist. Im positiven Sinne. Bei welchen Gesprächen findest du kein Ende und übertriffst dich selbst mit neuen, tollen Ideen, die deine Augen zum Funkeln bringen?
Natürlich kann man mit seiner Freundin über alles reden, aber es gibt immer diese eine Sache, für die du dich aufrecht hinsetzt, dich nach vorne beugst und anfängst los zu sprudeln.
Was ist es?

Tipp 5: Was hasst du wie die Pest?

Lass mich, ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern. Arrrrgh. Wie ich es haaaasssseee, dieses….und überhaupt.

Ich hasse es zum Beispiel, wenn Leute ihren Job schlecht machen, weil sie eigentlich was anderes machen wollen und nur nicht wissen was das ist. Und statt danach zu suchen, lieber allen mit ihrer Laune und ihrer Unfähigkeit auf den Geist gehen.
Welche Erkenntnis ich daraus gewonnen habe, sollte klar sein.

Tipp 6: Was müsste unbedingt mal jemand ändern?

Wie cool wäre es, wann man sich einfach ein Auto von der Straße nehmen könnte, wenn man nur mal kurz irgendwo hin muss?
Und wie praktisch wäre es wenn man nur exakt die Menge an Lebensmitteln kaufen könnte, die man für sein Abendessen braucht, statt einer ganzen Packung.

Ich kann mir gut vorstellen, dass DriveNow und Hello Fresh genauso ihre Ideen geboren haben.  Tausend andere haben sich sicher die gleichen Fragen gestellt, aber die haben es nicht gemacht. Aber die haben sich weiter Gedanken über ihre Stärken gemacht.

System verstanden?
Du aktivierst damit zur Abwechselung mal andere Gedanken. So kommst du aus dem immer gleichen Jobdenken raus und es öffnen sich neue Türen.

Welches deiner Interessen gehört in deinen Job?

Das was dir wirklich ein innerer Antrieb ist, sollte sich in deinem Job wieder finden.
Schaue dir dazu deine Antworten nochmal an. Wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Eine Tendenz wird sich abzeichnen. Egal wie absurd deine Gedanken erstmal erscheinen werden. Halte sie fest und schlafe ein paar Nächte drüber.
Welches Muster taucht mehr als zweimal auf?

Hast du es schon entdeckt?

Wenn du dieses Interesse ausleben könntest, wie fühlt es sich an?
Kriegst du ein Funkeln in den Augen?
Ein Kribbeln in den Bauch?
Wirst du ganz nervös, obwohl noch gar nichts passiert ist?

Glückwunsch – das ist es.
Dein tiefes Interesse, was dich antreibt und was du unbedingt in deinem Job wiederfinden solltest.

Was du jetzt dem Personaler sagen sollst, der deine drei Stärken wissen will?
Du sagst ihm, dass du genau weißt, was dich antreibt und dass du diesen Spirit mit auf die Arbeit bringst. Und zwar ist es….

 

Zum Teilen:
Welches Muster taucht immer wieder auf? Welches tiefere Interesse schlummert in dir?